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Ratgeber


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  • Welche Formen der Unterfunktion gibt es?

    Es werden drei Formen mit jeweils verschiedenen Ursachen unterschieden:

    • Verminderte Hormon-Produktion der Schilddrüse (primäre Unterfunktion)
    • Verminderte Stimulation der Schilddrüse durch das Hypophysenhormon TSH (sekundäre Unterfunktion)
    • Ungenügendes Ansprechen der Zielorgane auf Schilddrüsenhormon (Schilddrüsenhormon-Resistenz)
  • Welche Ursachen gibt es?

    Primäre Unterfunktion

    • Angeborene Unterfunktion
    • Fehlende Schilddrüse
    • Zungengrundstruma
    • Fehlende Hormonproduktion
    • Erworbene Unterfunktion
    • Autoimmunthyreoiditis (Hashimoto-Thyreoiditis)
    • Operation
    • Radiojodtherapie
    • Medikamente

    Sekundäre Unterfunktion (sehr selten)

    • Erkrankungen der Hirnanhangsdrüse (z.B. durch Insuffizienz, Tumoren, Entzündungen, Autoimmune Zerstörung).

    Schilddrüsenhormon-Resistenz (sehr selten)

    • Mutation der Rezeptoren, die Schilddrüsenhormone aufnehmen.

     

  • Welche Beschwerden weisen auf eine Unterfunktion hin?

    Da die Schilddrüsenhormone in allen Körperzellen und Organen wirken, sind die Beschwerden bei einer Unterfunktion sehr vielfältig. Beschwerden und Schädigungen sind auch abhängig vom Lebensalter.

    Bei Neugeborenen oder Kleinkindern führt eine nicht behandelte Unterfunktion zu nicht umkehrbaren Verzögerungen der körperlichen und geistigen Entwicklung. Es kommt zu einem geringerem Längenwachstum (Kleinwuchs) und einem geistigen Entwicklungsrückstand.

    Bei Erwachsenen und älteren Kindern kann es zu einem oder mehreren der genannten Beschwerden kommen:

    Allgemeine Beschwerden
    Leistungsminderung, Müdigkeit, Kälteempfindlichkeit, Gewichtszunahme, verstärktes Schlafbedürfnis, rauhe Stimme.

    Psyche und Verhalten
    Konzentrationsschwierigkeiten, Nachlassen der Merkfähigkeit, Antriebsarmut, depressive Zustände, Nachlassen des Interesses, Schwerhörigkeit, verlangsamte Reflexe, Schläfrigkeit.

    Herz-Kreislaufsystem
    Langsamer Herzschlag, niedriger Blutdruck (aber auch paradoxerweise erhöhter Blutdruck), verminderte Herzleistung, Vergrößerung des Herzens, Herzbeutelerguss.

    Haut und Hautanhangsgebilde
    Haarausfall, trockene Haut, brüchige Nägel.

    Muskel- und Skelettsystem
    Muskelschwäche, Muskelschmerzen, verzögertes Größen-Wachstum bei Kindern, Verlangsamung der Reflexe.

    Magen-Darmtrakt
    Verstopfung.

    Sexualorgane
    Frauen: Zyklusstörungen bis zum Ausbleiben des Zyklus, Infertilität.
    Mann: Abnahme der Libido, Impotenz.

    Stoffwechsel
    Gewichtszunahme, Erhöhung des Cholesterins, niedriger Blutzucker, verminderter Grundumsatz.

    Laborwerte
    Blutarmut (Verminderung der roten Blutkörperchen), niedriger Natriumwert, Blutfette erhöht.
    Eine Besonderheit ist das hypothyreote Koma . Hiervon sind in erster Linie ältere Patienten betroffen, die längere Zeit unbehandelt sind und bei denen andere Erkrankungen oder Operationen hinzukommen. Es kommt dann zu einer krisenhaften Verschlechterung der Beschwerden bis hin zur Bewusstseinseintrübung (Koma) mit lebensbedrohlicher Unterversorgung mit Sauerstoff.

  • Welche Untersuchungen werden bei Verdacht auf Unterfunktion durchgeführt?

    Anamnese (Krankenvorgeschichte)

    Diese umfasst Fragen nach:

    • allgemeinen Symptomen (siehe Symptome der Unterfunktion)
    • Medikamenten (z.B. Kontrastmittel, Schilddrüsenblocker)
    • Häufung von Schilddrüsenkrankheiten in der Familie
    • vorangegangenen Operationen oder Radiojodbehandlungen.

    Körperliche Untersuchung

    Allgemeiner Eindruck, Inspektion und Tasten der Schilddrüsenregion, Narben nach vorangegangener Operation, Bestimmung der Größe der Schilddrüse, Messung des Halsumfangs, Feststellen von Knoten. Inspektion des Rachenraumes, Beurteilung des Reflexverhaltens (z.B. verzögerte Achillessehnenreflexzeit), Hautveränderungen, Pulsfrequenz und Blutdruck.

  • Welche Labormethoden kommen zum Einsatz?

    Es gibt eine Basis- und eine erweiterte Diagnostik.

    Die Basisdiagnostik umfasst:

    • basales TSH
    • freies Thyroxin (fT4).

    Erweitere Diagnostik (wenn basales TSH erhöht):

    • Schilddrüsenspezifische Antikörper
      • TPO-Antikörper (TPO steht für Thyreoidale Peroxidase, = Enzym)
      • Tg-Antikörper (Tg steht für Thyreoglobulin, = Einweißstoff)
    • Allgemeine Blutwerte
      • Blutbild, Blutfette, Blutzucker, Natrium.
    • Verdacht auf polyglanduläres Autoimmunsyndrom (noch andere Autoimmunerkankungen)
      • Kortisol
      • Antikörper gegen Bauchspeicheldrüsenzellen, Leber, Magenschleimhaut, Nebenniere.
  • Welche bildgebenden Verfahren kommen zum Einsatz?

    Ultraschalluntersuchung (Sonographie). Wichtigstes Verfahren:

    Bei den meisten Patienten mit Autoimmun-Thyreoiditis (Hashimoto-Thyreoiditis), der häufigsten Ursache der erworbenen Unterfunktion zeigt sich ein typisches Ultraschallbild: Diffuse Echoarmut

    • Verkleinerung des Organs
    • Vermehrte Durchblutung.

    Szintigraphie:

    • Jodaufnahme in die Schilddrüse ist erniedrigt.

    Wenn eine Autoimmunthyreoiditis bekannt ist und keine Knoten vorliegen, kann auf die Szintigraphie verzichtet werden.

  • Wie werden die angeborenen Unterfunktionen bei Säuglingen erkannt?

    Seit etwa 20 Jahren besteht bei uns eine Pflicht zur Bestimmung von TSH bei Neugeborenen. Durch diese Untersuchung werden die angeborenen Unterfunktionen erkannt.

  • Welche Verwechslungsmöglichkeiten gibt es?

    Alle Beschwerden können natürlich auch bei anderen Erkrankungen auftreten.

    Daher ist bei Verdacht auf eine Unterfunktion der Schilddrüse immer eine Untersuchung des Blutes nötig (TSH, fT4).

    Bei einigen Patienten sind die Laborwerte so verändert, als ob eine Unterfunktion der Schilddrüse vorliegt.

    Gründe, die eine Unterfunktion vortäuschen:

    Angeborener Mangel des Trägereiweißes (thyroxinbindendes Globulin), Niereninsuffizienz, Antikörper gegen Thyroxin. Bei diesen Patienten ist das T4 erniedrigt, obwohl sie keine Unterfunktion haben.

    Schwere Allgemeinerkrankungen (z.B. Krebsleiden, Herzinfarkte) oder schwere Operationen führen zu einer Absenkung des T3, T4 und auch TSH.

    Diese Laborbefunde werden als "niedrig T3-, niedrig T4-Syndrome" zusammengefasst.

    TSH-Erhöhungen ohne Unterfunktion:

    Methodische Probleme im Bestimmungsverfahren, TSH-produzierender Hypophysentumor (extrem selten), Schilddrüsenhormonresistenz (selten).

    Schilddrüsenhormonresistenzsyndrome: TSH erhöht oder normal bei nicht vorhandener Unterfunktion. Die Diagnose dieser Resistenzsyndrome ist extrem schwierig.

  • Wie wird eine Schilddrüsenunterfunktion behandelt?

    Die Behandlung der Unterfunktion besteht in der Zufuhr des Schilddrüsenhormons Levothyroxins. Ziel ist der Ausgleich des Mangels und die Wiederherstellung der normalen Stoffwechsellage. Die Behandlung ist einfach durchführbar, gut verträglich und ohne Nebenwirkungen (bei richtiger Dosierung). Es gibt keine Kontraindikation für eine Behandlung. Die Zufuhr erfolgt in Form von Tabletten. Die Einnahme erfolgt einmal am Tag, vor dem Frühstück, nüchtern mit etwas Wasser.

    Das Hormon „Levothyroxin“ hat im Körper eine lange Halbwertzeit (7 Tage).
    An der Zelle wird durch Abspaltung eines Jodatoms (durch ein Enzym) das T4 zum stoffwechselaktiven T3 überführt. T3 kann in die Zelle eindringen und führt im Zellkern an der DNS zu einer Produktionssteigerung bestimmter Eiweiße.

    Der Bedarf an Levothyroxin ist individuell verschieden, als Orientierung für die Höhe der Dosierung ist das TSH gut geeignet. Das TSH soll durch die Behandlung in den Normbereich gesenkt, jedoch nicht unterdrückt werden. Ein unterdrücktes TSH bedeutet, dass eine Überdosierung des Hormons besteht.

    Die Anfangsdosis liegt bei jungen Patienten bei 50 µg täglich. Bei älteren Patienten oder Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen liegt sie bei 12,5 bis 25 µg. Nach zwei bis vier Wochen wird dann eine Blutuntersuchung durchgeführt. Ist das TSH dann noch nicht abgefallen, erfolgt eine Dosissteigerung in Schritten von 12,5 µg bis 25 µg.

    Der Bedarf an Schilddrüsenhormonen nimmt im Alter etwas ab. Bei einer Schwangerschaft ist er in der Regel erhöht.

    Neben der Normalisierung der Blutwerte lässt sich die Wirksamkeit der Behandlung an den Beschwerden ablesen. Innerhalb weniger Wochen verschwinden die durch die Unterfunktion verursachten Beschwerden.

  • Wie lange wird die Unterfunktion behandelt? Sind Kontrolluntersuchungen nötig?

    Die Behandlungsdauer ist bei den meisten Unterfunktionsformen lebenslang. Ausnahmen bestehen lediglich bei vorübergehenden Entzündungen (z.B. nach Schwangerschaften) oder bei befristeter Einnahme bestimmter Medikamente.

    Bei der chronisch verlaufenden Hashimoto-Thyreoiditis, nach Zerstörung der Schilddrüse durch Radiojod oder nach operationsbedingter Verkleinerung ist in jedem Fall eine lebenslange Behandlung nötig.

    Kontrolluntersuchungen finden in der Anfangsphase der Behandlung in zwei bis vierwöchigen Abständen statt, später in halb- bis jährlichen Abständen.

  • Muss eine sogenannte subklinische Unterfunktion behandelt werden?

    Die Begriffe 'subklinisch' oder 'latent' bedeuten, dass zunächst nur ein Anstieg des TSH besteht, aber fT4 noch normal ist, d.h. es handelt sich um eine Vorstufe einer 'echten' ('manifesten') Unterfunktion.

    Es gibt keine allgemeine Empfehlung, so dass die Entscheidung im Einzelfall getroffen werden muss.

    Für eine Therapie der latenten Unterfunktion spricht:

    • die latente Unterfunktion entwickelt sich häufig im Zeitverlauf zu einer manifesten Form
    • bei Kindern oder Jugendlichen sollte wegen der körperlichen und geistigen Entwicklung eine optimale Stoffwechsellage bestehen
    • die Schilddrüsenhormongabe hat keine Nebenwirkungen
    • bei Symptomen, die im Zusammenhang mit einer latenten Unterfunktion stehen können, z.B. bei Frauen mit bislang unerfülltem Kinderwunsch, bei Zyklusstörungen, erhöhten Blutfetten, mentalen Veränderungen etc.