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Ratgeber


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  • Welcher Zusammenhang besteht zwischen Schilddrüsenerkrankungen und Psyche?

    Schilddrüsenhormone haben eine zentrale Bedeutung für die Regulation der Entwicklung, des Wachstums und der Funktionen des Organismus. Für die Regulation der Hirnfunktion ist der stimulierende (anregende) Effekt des Schilddrüsenhormons T3 von besonderer Bedeutung. T3 stimuliert die Aufnahme von Traubenzucker und Aminosäuren (Bausteine der Eiweißkörper) in die Zelle. Aufgrund der Funktionen der Schilddrüsenhormone im menschlichen Stoffwechsel erklären sich die zahlreichen psychischen und psychophysischen (seelisch-körperlichen) Veränderungen, wenn Funktionsstörungen der Schilddrüse bestehen.

    Dazu gehören bei der Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) die vermehrte Reizbarkeit, Angstgefühle, Depressionen, Schlaflosigkeit, körperliche Unruhe und Hitzeunverträglichkeit.

    Psychische Faktoren können das Immunsystem ungünstig beeinflussen und so zur Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie Morbus Basedow beitragen. So wurde in einer Untersuchung mit 100 Morbus Basedow-Patienten und 100 Kontrollpersonen festgestellt, dass bei Patienten in den zwölf Monaten vor der Diagnose ihrer Erkrankung Änderungen im Lebensstil bzw. einschneidende Ereignisse eingetreten waren.

    Zu den Lebensveränderungen gehörten:

    • Veränderungen der Arbeitszeit (häufig Überstunden, Zweitjobs, geringere Beschäftigung als gewöhnlich)
    • Arbeitslosigkeit für mindestens einen Monat
    • Konflikte mit einem Vorgesetzten oder einem Mitarbeiter
    • Veränderungen der Arbeitsatmosphäre (Wechsel der Abteilung, neuer Chef, größere Reorganisation der Firma)
    • vermehrt Konflikt mit dem Ehepartner oder mit einem Lebenspartner
    • Krankenhausaufenthalt eines Familienmitgliedes wegen einer ernsthaften Erkrankung
    • finanzielle Schwierigkeiten
    • Tod eines Partners.

    Störungen der Gedächtnisfunktion, Müdigkeit bis zur krankhaften Schläfrigkeit, Depressionen und Kälteunverträglichkeit sind wesentliche Symptome bei der Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion). Allerdings sind auch bei Depressionen verschiedene klinische Zeichen und Symptome einer Hypothyreose wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Antriebslosigkeit und Störungen des Gedächtnisses nachweisbar. Andererseits kann eine Depression durch eine unerkannte Hypothyreose verstärkt werden. Dieser Aspekt ist gerade für Patienten mit einer sehr ausgeprägten Depression und einer verborgenen Hypothyreose gravierend. Denn diese Personen sprechen im allgemeinen schlecht auf eine antidepressive Therapie an.

  • Warum kann bei einer Erkrankung der Schilddrüse auch das Herz betroffen sein?

    Bereits vor über 200 Jahren wurde ein Zusammenhang zwischen Schilddrüsen- und Herzerkrankungen beschrieben. Heutzutage sind Ärzte im klinischen Alltag mit den Symptomen des Herz-Kreislauf-Systems bei Funktionsstörungen der Schilddrüse vertraut.

    Bei einer Hyperthyreose können folgende Symptome des Herz-Kreislauf-Systems auftreten:

    Bei fast allen Patienten mit Überfunktion der Schilddrüse:

    • Herzjagen
    • Herzpalpitationen (verstärkter und beschleunigter Puls)
    • hoher Blutdruck (systolisch)
    • Rhythmusstörungen des Herzvorhofes,

    vergleichsweise selten: 

    • Atemnot, Kurzatmigkeit
    • Herzmuskelschwäche
    • Angina pectoris.

    Bei einer Hypothyreose können folgende Symptome des Herz-Kreislauf-Systems auftreten:

    • hoher Blutdruck (diastolisch); bei 30% der Patienten; unter Therapie rückläufig
    • zu niedriger Blutdruck
    • langsame Herztätigkeit
    • Herzmuskelschwäche
    • Flüssigkeitsansammlung im Gewebe außerhalb des Zentralnervensystems bzw. des Herzens und herznahen Kreislaufs
    • Arterienverkalkung / Koronare Herzkrankheit
    • Rhythmusstörungen der Herzkammer
    • Perikarderguss (Herzbeutelerguss)
    • Angina pectoris.
  • Hat eine Funktionsstörung der Schilddrüse einen Einfluss auf Knochen-Erkrankungen?

    Schilddrüsenhormone spielen eine wichtige Rolle bei der Knochenbildung, sie stimulieren die Aktivität der Osteoblasten (knochenbildende Zellen) und Osteoklasten (das Knochengewebe abbauende Zellen).

    Die Hyperthyreose mit erhöhter Aktivität der Schilddrüsenhormone führt zu einem Abbau der Knochenmasse. Die negative Knochenbilanz entsteht durch eine kürzere Knochenumbauzeit und eine geringere Knochendicke bei Hyperthyreose im Vergleich zu Normalpersonen.

     

    Knochenumbauzeit

    neu angebaute Knochendicke

    Hyperthyreose

    ca. 100 Tage

    ca. 50 Mikrogramm

    Normalperson

    ca. 200 Tage

    ca. 66 Mikrogramm

    Machen jüngere Patienten eine Hyperthyreose durch, so ist der Knochenmassenverlust umkehrbar. Bei älteren Personen hingegen, insbesondere bei Frauen in der Postmenopause (Phase nach dem Ausbleiben der Regelblutung), besteht keine Möglichkeit mehr, den vorhandenen Knochenmassenverlust aufzuholen. Osteoporose ist die Folge. Bei einer Osteoporose verlieren die Knochen Kalzium und andere Mineralstoffe.

    Die Einnahme von Schilddrüsenhormonen bei einer Hypothyreose führt zu keinem Verlust an Knochenmasse, wenn die niedrigstmögliche Dosierung verabreicht wird und eine sorgfältige Überwachung der Behandlung stattfindet. Dennoch scheint es sinnvoll zu sein, vor Beginn einer solchen Behandlung zu klären, ob Risikofaktoren für eine Osteoporose vorliegen.