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Ratgeber


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  • Bei welchen Schilddrüsenkrankheiten oder welchen Patienten ist eine Radiojodtherapie angezeigt?

    Radioaktives Jod (I-131) wird weltweit zur Behandlung von gutartigen und bösartigen Krankheiten der Schilddrüse mit großem Erfolg seit Anfang der 40er Jahre in den USA und seit über 30 Jahren in Europa eingesetzt. Bei gutartigen Schilddrüsenkrankheiten, z.B. der Schilddrüsenüberfunktion infolge eines Morbus Basedow und vor allem der thyreoidalen Autonomie sowie bei Rezidivstrumen, kann die Behandlung mit radioaktivem Jod eine Operation ersetzen.

    Die Vorteile der Radiojodtherapie liegen darin, dass das Verfahren nicht invasiv ist und selektiv alle funktionell überaktiven Zellen erreicht. In den Fällen, die nicht eine absolute Indikation zur chirurgischen Sanierung der Schilddrüse darstellen, wie Schwangerschaft, Malignomverdacht, mechanische Komplikationen, sollte die Therapie mit radioaktivem Jod heute als Verfahren der ersten Wahl angesehen werden.

    In der Nachbehandlung von deifferenzierten SD-Carcinomen ist Radiojod nötig, um mögliche verbliebene Schilddrüsenzellen zu vernichten.

  • Wann ist die Radiojodtherapie kontraindiziert? Welche Risiken oder Spätfolgen gibt es?

    Die bis vor kurzem in Mitteleuropa bei 35 bis 40 Jahren gezogene Altersgrenze für die Durchführung einer Radiojodtherapie gilt nicht mehr. Es kann heute als gesichert angesehen werden, dass das Risiko einer Behandlung mit radioaktivem Jod unabhängig vom Alter eindeutig und weit unter dem Risiko einer Operation liegt. Sowohl die Kommission für Hormontoxikologie als auch die Sektion Schilddrüse der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie haben aus diesen Gründen die Altersgrenze für die Radiojodtherapie der Hyperthyreose des Erwachsenen fallengelassen. Bei Kindern und Jugendlichen sollte die Radiojodtherapie auch weiterhin besonderen Ausnahmen vorbehalten bleiben.

    Heute kann eindeutig festgestellt werden, dass nach einer Behandlung mit radioaktivem Jod kein erhöhtes Risiko hinsichlich der Entwicklung eines Schilddrüsenkarzinoms besteht. Neben der gewünschten Strahlenexposition der Schilddrüse kommt es durch das renal und intestinal eliminierte I-131 zu einer geringen Exposition des übrigen Körpers, die im Bereich des Knochenmarks und der Gonaden bei mittlerer I-131-Menge etwa 0,01-0,03 Gy beträgt.

    Ein erhöhtes Risiko zur Induktion anderer Malignome wie eines Mammakarzinoms oder einer Leukämie konnte bisher bei der Nachbeobachtung großer Patientenkollektive bei über 50-jähriger Anwendung von radioaktivem Jod zur Behandlung von gutartigen Schilddrüsenkrankheiten nicht festgestellt werden. Wendet man Risikokoeffizienten an, die an anderen Kollektiven bei meist höheren I-131-Mengen gewonnen wurden, so erhält man ein rechnerisches Risiko 4. Ordnung für die Induktion von Malignomen.

    Die Strahlenexposition der Gonaden liegt im Bereich röntgendiagnostischer Maßnahmen des Magen-Darm-Traktes und des Beckens. Ein erhöhtes genetisches Risiko konnte beim Menschen bisher nicht nachgewiesen werden. Es bestehen daher keine Bedenken gegen eine Schwangerschaft nach erfolgter Behandlung mit radioaktivem Jod. Allerdings sollte während der ersten sechs Monate nach einer Radiojodtherapie eine Konzeption vermieden werden.

    Absolut kontraindiziert ist die Radiojodtherapie weiterhin während einer Schwangerschaft.

  • Wie wird das radioaktive Jod appliziert? Wie wird die Dosis kalkuliert?

    Das radioaktive Jod wird dem Patienten in einer zuvor durch einen Radiojodtest individuell ermittelten Menge oral verabreicht.

    Die für die Strahlentherapie erforderliche Radiojodmenge wird dann abhängig von der gewünschten Herddosis aus der Höhe der maximalen thyreoidalen I-131-Aufnahme, der effektiven Halbwertszeit und dem zu bestrahlenden Schilddrüsenvolumen berechnet. Als Zieldosis werden 150-200 Gy bei der Basedowschen Krankheit, 200-400 Gy bei der thyreoidalen Autonomie angesetzt, zur Verkleinerung einer Struma 150-180 Gy. Bei Hyperthyreosen ist in etwa 80% der Fälle mit einer dauerhaften Beseitigung der Stoffwechselstörung zu rechnen.

  • Welche Maßnahmen sind erforderlich, um den Gesetzen zum Strahlenschutz Genüge zu tun? Deutschland g

    Deutschland gehört zu den wenigen europäischen Ländern, in denen aus Strahlenschutzgründen die Radiojodtherapie grundsätzlich stationär erfolgen muss. Die Patienten werden, unabhängig von der verabreichten Radiojodmenge, mindestens 48 Stunden in einer nuklearmedizinischen Therapieeinheit untergebracht. Die Therapiestationen verfügen über Strahlenschutzvorrichtungen, eine Abklinganlage für die radioaktiven Ausscheidungen und entsprechend qualifiziertes Personal.

  • Wie häufig muss der Effekt der Behandlung kontrolliert werden?

    Der Erfolg einer Radiojodbehandlung sollte nach etwa drei bis sechs Monaten durch eine ausführliche Untersuchung, bei vorbestehender thyreoidaler Autonomie gegebenenfalls unter Suppressionsbedingungen und durch Ermittlung der Schilddrüsenfunktion, überprüft und dokumentiert werden.

    In Fällen mit einer vor Radiojodtherapie bestehenden Hyperthyreose sind bereits unmittelbar nach der Behandlung eine regelmäßige Kontrolle der Schilddrüsenfunktion und gegebenenfalls die vorübergehende Einleitung einer thyreostatischen Intervalltherapie erforderlich.

    Da nur etwa die Hälfte der Späthypothyreosen nach Radiojodtherapie im ersten Jahr auftreten, ist in den übrigen Fällen durch jährliche Kontrollen festzustellen, ob ein Substitutionsbedarf infolge einer zu einem späteren Zeitpunkt enstehenden, strahlentherapeutisch induzierten Hypothyreose erforderlich ist.

    Eine Substitutionsbehandlung mit Levothyroxin sollte nur bei nachgewiesener Hypothyreose erfolgen. Die Indikation zur Strumaprophylaxe mit Jodid nach Radiojodtherapie ist bei autonomen Adenomen durchaus sinnvoll zur Verhinderung eines erneuten Strumawachstums und eines Autonomie-Rezidivs. Bei Patienten, die wegen eines Morbus Basedow mit Radiojod behandelt wurden, sollte eine höhergradige Jodexposition dagegen vermieden werden.

    Insgesamt ist die Radiojodtherapie weitgehend nebenwirkungsfrei. Nur gelegentlich kommt es zu einer durch das Radiojod induzierten leichten Thyreoiditis mit vorübergehenden lokalen Beschwerden. Die Auslösung einer thyreotoxischen Krise ist nicht zu erwarten, ihre Häufigkeit nach Radiojodtherapie liegt im Promillebereich.

    Leider wird in Deutschland die Radiojodtherapie als Primärtherapie bei Hyperthyreosen nur in etwa 35%, in den USA dagegen in 85% der Fälle eingesetzt.